ÄSTHETISCH-MORALISCHE ERZIEHUNG IM MEININGER STAATSTHEATER
Am 3. März 2023 besuchten Schülerinnen und Schüler der Oberstufe des RMG das historische Trauerspiel Maria Stuart von Friedrich Schiller am Meininger Staatstheater.
Dieses Stück thematisiert auf klassisch-dramatische Weise den Konflikt zwischen Maria Stuart, der einstigen Königin Schottlands, die jedoch wegen Verdachts auf Hochverrat in einem englischen Gefängnis ihr Dasein fristet, und der Königin von England, Elisabeth, die - im Zwiespalt zwischen Machtstreben und der Stimme ihres Herzens - das Todesurteil Marias hinauszögert. Auch intrigante Bestrebungen heimlicher Verehrer Stuarts, die die Gefangene zu befreien gedenken, scheitern letztendlich. Ein brieflich arrangiertes Treffen zwischen beiden Königinnen mit dem Ziel ihrer Versöhnung und einer Begnadigung Stuarts entwickelt sich zu einem heftigen Streit. Hasserfüllt und in Panik wegen eines gescheiterten, ihr geltenden Attentatsversuches unterzeichnet Elisabeth schließlich das Todesurteil, gibt jedoch unklare Aussagen bezüglich der Vollstreckung, um sich jeder Verantwortung zu entziehen. Großschatzmeister Burleigh - ein erbitterter Feind Marias - bemächtigt sich des Urteils und lässt kurzerhand dessen Vollzug vorbereiten. Maria, die inzwischen selbstbestimmt und gelassen ihrem Tod entgegensieht, schüttet einem anwesenden Priester ihr Herz aus und verwirklicht so das Konzept einer „schönen Seele“ in Würde, Anmut und innerer Reinheit. Nach der Exekution stellt sich hingegen heraus, dass sie infolge eines Meineids ihres Schreibers völlig unschuldig zugrunde gegangen ist. Elisabeth zeigt sich erschüttert, weist alle Schuld von sich und bleibt am Ende zwar mächtig, aber in trister Einsamkeit zurück.
Dieses meisterhafte und zeitlos gültige Werk Schillers führt dem Publikum nur allzu deutlich vor Augen, dass Macht, Menschlichkeit und Moral wohl nie miteinander vereinbar sein werden.
Die Inszenierung des Dramas, der im prächtigen Foyer des Theatergebäudes - geschmückt mit Büsten namhafter deutscher Dichter und Komponisten - eine kurze Einführung mit historischem Rückblick vorausging, zeugte von sehr hohem schauspielerischem Niveau. Bewusst wurde der traditionelle Wortlaut Schillers verwendet, der in Verbindung mit der klassizistischen Architektur des Schauspielhauses seine volle Wirkung entfalten konnte und den Zuhörer in die idealistische und an die Antike angelehnte Zeit der Weimarer Klassik entführte. Licht- und Toneffekte waren hervorragend auf die dramaturgische Aussage der Inszenierungen abgestimmt. Besonders beeindruckend erschien das erhabene Dahinschreiten der zur „schönen Seele“ avancierten Maria Stuart in die hoffnungsvolle, golden-glänzende Sphäre des Himmels. Der Ausdruck und die Intensität dieser „Befreiung zum Tode“ wurden bildhaft durch die Erweiterung des Bühnenraumes dargestellt.
In jeder Hinsicht lohnte sich also der Besuch in Meiningen und verband Unterhaltung mit ästhetischem Erleben in einer wirkungsmächtigen Atmosphäre.
Jakob Weber (Q12)