MdB Hans-Josef Fell eröffnete die Wanderausstellung des Deutschen Bundestages
„Mit Politik habe ich mich noch nicht so viel beschäftigt“, sagten neben Eva-Maria Mühlfeld und Kevin Bulheller noch weitere Schüler der Klasse 10a des Regiomontanus-Gymnasiums Haßfurt. „Vielleicht auch deshalb, weil politische Bildung an Schulen etwas zu kurz kommt“, wie Direktor Max Bauer bedauerte. „Deshalb kommt der Wanderausstellung ,Deutscher Bundestag‘ eine große Bedeutung zu“, erklärte er bei der Eröffnung der Ausstellung im Ganztagesbetreuungsgebäude (Silberfisch) am Schulzentrum in Haßfurt im Beisein der Klasse 10a und weiterer Gäste.
Seit der Wende unterstützt der Deutsche Bundestag mit einer Wanderausstellung den Dialog zwischen den Abgeordneten und den Bürgern. Auf zwanzig Schautafeln werden alle wesentlichen Informationen über den Deutschen Bundestag und seine Abgeordneten vermittelt. Daneben können an zwei Computerterminals Filme, multimediale Anwendungen und der Internetauftritt des Deutschen Bundestages angeschaut sowie Informationsmaterial mitgenommen werden. Ansprechpartner stehen vor Ort zur Verfügung und beantworten gerne alle Fragen. Die Ausstellung wird im Losverfahren „zugeteilt“, wie Dr. Olivier Moliner und Christian Schroth bei der Ausstellungseröffnung in Haßfurt mitteilten. „Jeder Abgeordnete kann sich bewerben, die Ausstellung in seinem Wahlkreis zu zeigen. Unter allen Bewerbern entscheidet dann das Los, da ,nur‘ zehn Ausstellungen durch die Bundesrepublik reisen.“
Dass sie in Haßfurt zu sehen ist, haben die Bürger dem Bundestagsabgeordneten von Bündnis90/Die Grünen, Hans-Josef Fell, zu verdanken, der sich erfolgreich beworben hat. Matthias Lewin vom Grünen Kreisvorstand Haßberge hat die Organisation vor Ort übernommen und wurde dabei von Oberstudienrätin Rosa Tretter vom Gymnasium unterstützt. Für Max Bauer ist die Wanderausstellung sehr wichtig, weil der politischen Bildung am Gymnasium nicht die Bedeutung wie beispielsweise dem Fach Mathematik zukommt. Andererseits bemühe man sich, durch außerschulische Aktivitäten die politische Bildung zu vertiefen. Beispielsweise durch kommunalpolitische Gespräche zwischen Bürgermeistern und Schülern, durch Europatage mit EUAbgeordneten oder Fahrten nach Berlin und zum EU-Parlament in Straßburg. „Wir versuchen auch einen Brückenschlag zwischen kleiner und großer Politik“, sagte er weiter. Dank sagte Bauer dem Abgeordneten Hans-Josef Fell und den örtlichen Mitorganisatoren für die Ausstellung, die seiner Meinung nach auch unter dem Motto stehen könnte: „Politik in die Schulen holen.“
„Kaum jemand weiß, wie Politik funktioniert“, beschrieb Fell die „große Unwissenheit“ der Bürger, auch wenn sie über die Politik gerne diskutierten. Er werde von Bürgern häufig gefragt, warum er die eine oder andere Entscheidung getroffen habe - obwohl er in der Opposition und nicht in der Regierung arbeite. „Viele kennen den Unterschied nicht“, bedauerte er. „Dabei ist es, vor allem in Anbetracht der totalitären Systeme der Nazis und der DDR eine der großen Errungenschaften unserer Gesellschaft, dass wir über Mehrheitsentscheidungen Politik gestalten dürfen.“ Diese Demokratie gelte es zu verteidigen, sonst laufe die Einigung Europas Gefahr, auseinanderzubrechen. Die Menschen sollten die Vielfalt der Politikgestaltung kennenlernen, zu der die aktive Mitgestaltung sowohl über das politische als auch das Ehrenamt zähle. Die Ausstellung zeige, wie Politik in Berlin gestaltet werde und wie Demokratie über die äußerst wichtige Gewaltenteilung funktioniere. Nach einem kleinen Exkurs über seine Tätigkeit
als Abgeordneter des Deutschen Bundestages wünschte er der Ausstellung viel Erfolg und „dass sie ein Bewusstsein dafür schafft, wie wichtig Demokratie ist“. Lea Schweiger und Larissa Oppermann interviewten den Abgeordneten. Auf ihre Frage „Welchen Eindruck haben Sie von den Jugendlichen im Bezug auf die Politik?“ sagte Hans-Josef Fell: „Die Zeit der Null-Bock-Generation ist vorbei. Jugendliche interessieren und engagieren sich sehr, wollen sich informieren und einbringen. Dies lässt für den Erhalt und den Ausbau unserer Demokratie hoffen.“
Haßfurter Tagblatt/Ulrike Langer, 9.10.2012