EXKURSION IN DIE SELIMIYE MOSCHEE IN BAMBERG

Einen besonderen Unterrichtstag erlebten wir, die Schülerinnen und Schüler des Ethikunterrichts und der Evangelischen Religionslehre der 7. Klassen, im April dieses Jahres. Gemeinsam mit unseren Lehrkräften, Frau Strätz und Herrn Sperl, besuchten wir die Selimiye Moschee des Türkisch-Islamischen Kulturvereins in Bamberg. Dort wurden wir von der islamischen Theologin Seyma Horasan empfangen, die in den folgenden knapp zwei Stunden sehr lehrreich und anschaulich über die Besonderheiten einer Moschee und zentrale Inhalte des muslimischen Glaubens informierte.

Eine erste Schwierigkeit zeigte sich bereits beim Betreten des Gotteshauses: Im Eingangsbereich muss man seine Schuhe auf den Fliesen ausziehen, ohne dabei mit den Socken die Fliesen zu berühren. Es gilt: Mit Schuhen auf Fliesen und nicht auf den Teppich. Mit Socken auf den Teppich und nicht auf die Fliesen. Hinter dem Eingangsbereich befindet sich der Gebetssaal, in dem die Gebetsnische, der Mihrab, in Richtung Mekka ausgerichtet ist. Im Gebetssaal ist ein Teppich ausgelegt, auf dem einzelne Plätze, welche ebenfalls in Richtung Mekka zeigen, aufgezeichnet sind. In jeder Moschee gibt es Fliesen aus Mosaik (Ornamentik) und arabische Schriftzüge (Kalligraphie) an den Wänden.

Frau Horasan erklärt den Aufbau der Moschee

Frau Horasan erklärte uns aber nicht nur den Aufbau der Moschee. Vor allem versuchte sie, wichtige Glaubensinhalte und die religiöse Praxis vorzustellen. Eine der fünf Säulen des Islam ist das Pflichtgebet, vor dem jeder Muslim eine rituelle Waschung durchführen muss. Muslime müssen fünf Mal täglich zu festgelegten Zeiten in Richtung Mekka beten. Das Freitagsgebet sollte von Männern in der Moschee verrichtet werden; Frauen ist es freigestellt, ob sie lieber zu Hause oder in der Moschee beten wollen. Wenn man das Gebet versäumt oder vernachlässigt, muss man Allah um Verzeihung bitten. Wichtig ist auch die Gebetshaltung: Beim Stehen halten Frauen ihre Hände über der Brust, die Männer über dem Bauch. Außerdem betet man im Knien und verneigt sich. Dabei berühren Hände, Füße, Stirn und Nase den Boden. Indem man Schulter an Schulter betet, wird das Gemeinschaftsgefühl gestärkt. Das Beten wird erst ab dem Beginn des Erwachsenwerdens zur Pflicht, also mit dem Eintritt der Pubertät. Vorher gelten die Kinder als frei von Sünde.

Sehr eindrucksvoll brachte Frau Horasan uns die Praxis des Rezitierens nahe. Unter der Rezitation versteht man eine besondere Art des Vorlesens, die eher einem Gesang gleicht. Ein ausgebildeter Rezitator wird Qari genannt. Der Qari rezitiert an den Freitagsgebeten Allahs Worte aus dem Koran. Wenn der Imam eine ausdrucksstarke Stimme besitzt und die Worte Gottes gut betonen kann, kann das wirklich unter die Haut gehen.

Auch das Problem des islamistischen Terrorismus wurde angesprochen. Frau Horasan machte deutlich, dass Islamisten oft mit Muslimen einfach in einen Topf geworfen werden. Sie distanzierte sich ausdrücklich vor jeder Form von Gewalt und bedauerte, dass viele Deutsche Vorurteile gegenüber Muslimen hätten.

Schließlich hatten wir noch eine Bitte an Seyma Horasan, die nach islamischer Tradition in der Öffentlichkeit ein Kopftuch trägt. Wir wollten wissen, wie sie ihr Kopftuch anlegt. Weil sie es dazu erst abnehmen musste, hat sie alle Jungen und Herrn Sperl gebeten, die Moschee zu verlassen. Kein potentieller Ehemann darf sie mit offenen Haaren sehen. Als wir Frauen unter uns waren, hat sie uns gezeigt, wie sie das Kopftuch mit drei speziellen Klammern befestigt.