AUFFÜHRUNG DER DREIGROSCHENOPER IN RÜGHEIM

"Fast könnte man denken, man ist am Original-Schauplatz", beschrieb Maria Eirich, die stellvertretende Schulleiterin des Regiomontanus-Gymnasiums Haßfurt das perfekte Ambiente in der alten Ziegelei in Rügheim. Dort fanden in der vergangenen Woche gleich zwei Aufführungen der Dreigroschenoper von Bertholt Brecht mit insgesamt über 500 Zuschauern statt.

Fast ein ganzes Schuljahr haben die 50 Schüler der Theatergruppe, des Orchesters und des Chors unter der Leitung von Katrin Hiernickel, Ekkehard Grieninger und Andrea Marx fleißig geübt. Sie schlüpften unter anderem in die Rollen von Bettlern, Gaunern, Huren und zeigten die Auseinandersetzung zwischen den Ärmsten der Armen und denen, die aus dem Elend Kapital schlagen. Auf eine einzigartige Weise vermischte sich die Musik des Komponisten Kurt Weill Jazz, Blues, Tango und Jahrmarktsmusik.  Viele der Stücke aus der Dreigroschenoper, wie zum Beispiel den Haifischsong, die Seeräuberjenny oder den Kanonensong kannte man oder konnte sie schon nach kurzer Zeit mitsummen. Die sehr vorbereitungsintensive Theateraufführung wurde mit viel Applaus belohnt.
 
Das Stück spielte im Londoner Stadtteil Soho, der von zwielichtigen Gestalten beherrscht wird. Der Geschäftsmann Jonathan J. Peachum, dargestellt von Ida Söldner, ist Besitzer der Firma "Bettlers Freund", die es sich mit der Verteilung von Lizenzen an die Bettler zur Aufgabe gemacht hat, an das Geld der Wohlhabenden zu kommen. Einen großen Verlust bedeutete es für Peachum, als der Bandit Mackie Messer (Kornelia Neuner) seine Tochter Polly (Lena Will) heiratete. Im Laufe der Auseinandersetzungen mit seinem Schwiegervater nahm Mackie Messer Abschied von seiner Frau und flüchtete zu seinen Huren, von denen ihn eine bei der Polizei verriet. Durch die Liebe einer anderen Frau, wurde er aus dem Gefängnis befreit, ehe er abermals zu den Huren ging und erneut verraten wurde. Die Schlinge schon um seinen Hals hängend, wurde Mackie Messer in letzter Minute begnadigt. Ein reitender Bote (Marek Eisenacher), der in der Schüleraufführung mangels Pferd originell mit einem Jeep in die Halle gefahren wurde, verkündete die frohe Botschaft. Anlässlich der Krönung von Königin Victoria begnadigte sie den Verbrecher, hob ihn Adelsstand und versprach ihm eine Rente von 10.000 Pfund.
 
Die Dreigroschenoper mit ihrer Uraufführung am 31. August 1928, war einer der größten Erfolge der Theatergeschichte. Nach Brechts Worten hat das Stück deshalb diesen Namen erhalten, „weil diese Oper so prunkvoll gedacht war, wie nur Bettler sie erträumen, und weil sie so billig sein sollte, dass Bettler sie bezahlen können“. Deshalb wurde bei den beiden Vorstellungen auch kein Eintritt verlangt, sondern um Spenden gebeten, um die gröbsten Kosten der aufwendigen Produktion decken zu können. Ursprünglich war geplant, das Stück im "Silberfisch" in Haßfurt aufzuführen. Dann entdeckte aber der Lehrer Ekkehard Grieninger drei Wochen vor der Premiere die alte Ziegelei in Rügheim, deren Bausubstanz aus dem 19. Jahrhundert stammt. Seine Kollegin Kathrin Hiernickel war anfangs skeptisch in der kurzen Zeit die Vorbereitungen zu treffen, zeigte sich aber dann sehr fasziniert, als sie den historischen Ort persönlich in Augenschein nehmen konnte.
Christian Licha

IMPRESSIONEN

Bilder: Simon Sperl