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Theatergruppe des Regiomontanus Gymnasiums Haßfurt überzeugt mit „Das Phantom der Oper“ schauspielerisch und gesanglich

 

Bei dem Titel „Das Phantom der Oper“ fällt den meisten Lesern sofort das Musical von Andrew Lloyd Webber ein. Doch die Geschichte ist wesentlich älter. Sie beruht auf einem im Jahr 1909 erstmals veröffentlichten Roman von Gaston Leroux. Seitdem entstanden diverse Bearbeitungen des Stoffes. Eine davon, nämlich das gleichnamige Bühnenstück von Cornelia Wagner, brachte die Theatergruppe des Regiomontanus-Gymnasiums in dieser Woche auf die Bühne.

Für den Architekten Jean Nouvel (Paulina Heumann) und seinen Gehilfen (Jessica Burger) ist es ein Schock: Die Pläne zum Neubau der Pariser Oper sind bereits fertig, da erzählt ihnen der Kulturdezernent (David Shigalkin) der Stadt, dass das Projekt nun doch nicht umgesetzt wird. Die Finanzierung des Bauprojektes fällt weg, da sich die Geldgeber von einer 40 Jahre alten Geschichte verunsichern lassen. Nouvel möchte nun selbst wissen, was an den Geschichten dran ist. Er recherchiert und spricht dafür mit der alten Madame Giry (Christine Stach), einer Zeitzeugin der Ereignisse.

Die Haupthandlung des Stückes spielt also 40 Jahre vor der Rahmenhandlung um den Neubau. Giry – in der Rückblende gespielt von Michaela Ott – arbeitet zu jenem Zeitpunkt in der Oper. Gerade haben die beiden neuen Direktoren (Annika Büchner und Janina Pfaab) das alte Haus übernommen. Die Gerüchte um das Phantom, das in den Kellern der Oper hausen soll, halten sie für einen schlechten Scherz ihrer Vorgänger. So ignorieren sie auch Briefe, die das Phantom (Jule Feldner / Jonas Pfeuffer) dem Theater schickt. Es verlangt darin die Fortsetzung der Zahlung von Geldern, die es bisher regelmäßig erhielt, einen reservierten Logenplatz und Einfluss auf die Frage, welche Opernsänger in den Vorstellungen auf der Bühne stehen. Letzteres ist ihm ein besonderes Anliegen, denn Erik, wie das Phantom eigentlich heißt, möchte die Sängerin Christine Daaé (Luisa Steinhäuser) fördern. Eigentlich war sie nur als Zweitbesetzung für die missgünstige Diva Carlotta (Nicola Tzschentke) eingesprungen, hatte diese allerdings an die Wand gespielt.

Dennoch halten die Direktoren an Carlotta als Erstbesetzung fest, trotz der Warnungen vieler Theatermitarbeiter. Dann überschlagen sich die Ereignisse, als Christine Daaé verschwindet. Das Phantom, das sich in sie verliebt hat, hat die Sängerin entführt und hält sie nun unter dem Opernhaus gefangen. Nun erfährt sie auch, warum Erik als Phantom unter der Oper haust und ständig eine Maske trägt: Sein wahres, entstelltes Gesicht will er nicht zeigen.

Mit der Hilfe eines geheimnisvollen Persers (Max Koloskow), der mehr über Eriks Vergangenheit zu wissen scheint als alle anderen, versucht Christines Verlobter Raoul (Moritz Thelenberg), die Geliebte zu befreien. Sie begeben sich in den Keller der Oper, wo Christine vor die grausame Wahl gestellt ist: Erik verlangt, sie solle entweder seine Frau werden, oder er werde die ganze Oper zerstören. Auch Raoul und dem Perser scheint er immer einen Schritt voraus zu sein. Als sie in seinem Keller ankommen, begrüßt er sie mit den Worten: „Willkommen in der Hölle!“

In weiteren Rollen standen Nina Dorband, Leonie Bock, Felicia Jilke, Alexandra Tapper, Ida Söldner und Nicole Shigalkin auf der Bühne. Doch nicht nur die Theatergruppe unter der Regie von Katrin Hiernickel, die auch die Gesamtleitung hatte, war an der Aufführung beteiligt. Mit dabei waren diverse Musikgruppen wie Petra Schlossers Vokalensemble und Ekkehard Grieningers Bigband. Die Kulissen hatte Kunstlehrer Michael Fleischmann-Wilke mit seinen Schülern gestaltet.

Besonders zu erwähnen ist, dass viele Schüler aus der Theatergruppe auch ihre Gesangsparts selbst übernahmen. Denn auch wenn es sich bei der gezeigten Fassung der Geschichte nicht um das Webber-Musical handelte, wurde an vielen Stellen mit Musik gearbeitet.

In den ernsthaften Rollen überzeugten vor allem Moritz Thelenberg als Raoul de Chagny und Luisa Steinhäuser als Christine Daaé. Für den nötigen Humor, um die tragische Geschichte etwas aufzulockern, sorgten vor allem zwei Darstellerinnen: Nicola Tzschentke, die die Operndiva Carlotta besonders eingebildet und zickig erscheinen ließ, sowie Annika Büchner, die den Operndirektor Moncharmin als klischeehaft überdrehten Homosexuellen spielte.

(Peter Schmieder, Haßfurter Tagblatt, 09.07.2015)