HOMESCHOOLING, WIE ES SO ODER SO ÄHNLICH AM RMG STATTGEFUNDEN HAT
Durchschnittlich steht jeder Schüler während des Homeschoolings um 8:39 Uhr auf und beginnt spätestens nach 10:01 Uhr mit den Arbeitsaufträgen für zu Hause.
Bei Johannes M. Königsberger (genannt Jo) ist das etwas anders. Er ist zwar ein gewissenhafter und interessierter Schüler, aber er zeigt sich auch kritisch gegenüber Aufgaben die ihm „nix bringen“. So hatte er in der ersten Woche des Corona-Lockdowns die Seele baumeln lassen und keine Hausaufgaben gemacht. Lernen ohne direkten Kontakt mit dem Lehrer oder zu Mitschülern erschien ihm nicht als produktiv.
Doch seine Einstellung sollte sich ändern. Im Klassenchat wurden eifrig die Aufgabenstellungen der Lehrer für die Zeit zuhause diskutiert. „Sollte das Lernen fern der Schule wirklich etwas bringen? Ja, vielleicht sogar Spaß machen?“, dachte er sich.
Am nächsten Morgen stand er voller Tatendrang auf und wollte sich die Möglichkeiten des Lernens in der häuslichen Stube näher anschauen. Jo nimmt sein Handy und öffnet seine Klassenseite im RMG-Wiki. Wie im Hausaufgabenheft stehen für jeden Tag die Aufträge bereit. Allerdings sind die Aufgaben interaktiv mit Arbeitsblättern, Lernvideos, usw. verlinkt.
Jo schaut sich gespannt die Einträge seiner Klasse für den Montag an. In Mathematik steht ein Lernvideo über negative Zahlen zur Verfügung. „Gar nicht schlecht“, denkt sich Jo. Da kann man anhalten und zurückspulen, wenn man etwas nicht versteht. Außerdem ist es einfacher, sich in einer ruhigen Minute auf den Stoff zu konzentrieren. „Für mich ist das fast besser als im Unterricht, wo man stark abgelenkt ist“, überlegt Jo. Auch cool ist, dass das Video immer mal wieder unterbrochen wird und man Fragen zum Thema beantworten muss, bevor es weitergeht.
Jo bearbeitet die angegebenen Aufgaben und führt sein Heft weiter. Gespannt schaut er schon zur nächsten Stunde und entdeckt ein neues Video. Oh, das ist ja von Herrn Sutore. Er hat doch eigentlich die Parallelklasse. Toll, dass wir das Video auch nutzen dürfen. Er kann echt gut erklären.
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Das Arbeitszimmer von Herrn Sutore hat sich seit Corona verändert. Neben der Tastatur liegt links das Headset und rechts ein Grafiktablet mit elektronischem Stift und über den beiden Monitoren ist eine Webcam befestigt, im Hintergrund hängt ein Greenscreen über dem Whiteboard. Auch der Tagesablauf sieht anders aus. Vormittags finden Videokonferenzen mit den Schülerinnen und Schülern statt, die eigenen Kinder werden bei den Hausaufgaben unterstützt und über den Tag verteilt werden Schülerabgaben korrigiert und neue Arbeitsblätter und Lernvideos erstellt: Mal als gefilmte Whiteboardanschrift, mal als aufgenommene Präsentation, mal als kommentiertes Arbeitsblatt, mal als Prezi, mal findet man ein passendes Video von Lehrer Schmidt, Daniel Jung, simpleclub oder musstewissen, mal werden die Videos von Kontrollfragen unterbrochen.
10.30 Uhr. Fast drei Viertel der Klasse sind anwesend. Schnell noch die Kaffeetasse weggeschoben und einen Screenshot erstellt, um die Anwesenheit zu dokumentieren, und los geht es mit der Videokonferenz. Schön, dass so viele daran teilnehmen. „Guten Morgen, liebe Schülerinnen und Schüler! Vielleicht hat sich jemand von euch schon das Erklärvideo angeschaut, das seit 8 Uhr im Wiki steht. Heute geht es also um - ja, Viktor, du meldest dich?“ - Viktor: „War voll easy, hab‘ die Hausaufgabe in 14 Minuten bearbeitet. Dürfen wir nach der Konferenz noch hierbleiben, wenn Sie wieder rausgehen? Und schalten Sie bitte wieder das interaktive Whiteboard an, damit wir gemeinsam darauf schreiben können.“
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Im nächsten Fach des Tages steht eine Videokonferenz an. Die Schule stellt hierfür eine eigene Plattform bereit. Jo klickt auf den Link, gibt seine Initialen ein, macht einen kurzen Soundcheck und schon ist er im virtuellen Klassenraum. Gemeinsam bespricht man nun die Arbeitsblätter der letzten Woche.
In Natur und Technik steht ein Experimentierauftrag im Wiki. Jo schaut sich die Aufgabe näher an. Man soll zusammen mit den Eltern eine Zuckerlösung herstellen und mit Holzstäbchen Zuckerkristalle züchten. „Hey cool - selbst experimentieren.“ Jo und seine begeisterte Mutter stellen alles bereit und zusammen mit den kleinen Geschwistern wird Zucker im Wasser aufgelöst. „Da passt aber viel Zucker rein“, wundert sich Jo und genehmigt sich ein Eis. Schließlich braucht er ja noch ein Holzstäbchen. So macht Schule Spaß! Die nächsten Tage kann er kaum erwarten, seinen Kristall größer und größer wachsen zu sehen und zu fotografieren. Denn die Fotos der schönsten Kristalle sollen im Wiki veröffentlicht werden. Jo ist sich sicher - seins wird dabei sein!
StR Marco Hartmann, OStR Michael Schuster