DAS RMG IM SCHLOSS BELLEVUE

 ... man glaubt es nicht ... ein 3-D-Drucker. Doch während die Haßfurter Kolleginnen als begehrte Gesprächspartnerinnen zum Thema „Digitale Bildung“ wertvolle Erfahrungen weitergeben konnten, produzierte der Maschinenkonkurrent ziemlich laut und sinnfrei Plastikmüll.

Im Zelt „digitale Bildung“ standen Andrea Schellmann und Katrin Hiernickel in sommerlicher Hitze gern Rede und Antwort und erklärten, wie digitale Kollaboration, kompetenzorientiertes und kreatives Lernen durch digitale Medien gefördert werden kann. In die Besucherschar hatten sich Ministerinnen, Minister und auch amtierende und nicht mehr amtierende Bundespräsidentengattinen – die traditionell die Schirmherrinnen qua Amt sind – gemischt und wurden von den beiden Haßfurter Lehrkräften so kompetent wie möglich auf den Stand der Dinge gebracht.

Wie kamen die Haßfurter in den Vorgarten des Bundespräsidenten?

Seit 2017 ist das Regiomontanus-Gymnasium eine von nur 40 Schulen eines bundesweiten Netzwerks des Stiftungsprogramms „Bildung.digital“, eines zweijährigen Projekts der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. Hintergrund dieser Initiative ist die Beobachtung, dass die so genannten „Digital Natives“ – so technisch hochgerüstet sie auch daherkommen – gleichzeitig dem ziemlich hilflos ausgesetzt sind, was um sie herum aufploppt und twittert und bloggt. „Wir als Schule müssen in dieser Situation dafür sorgen, dass die Medienkompetenz unserer Schüler gestärkt wird“, betonen Katrin Hiernickel und Andrea Schellmann.  „Bildung selber kann überhaupt nicht ‚digital‘ sein, es sind die Wege, die digital sind, die Wege, wie wir versuchen, die Schüler zu bilden. Digital ist die Lebenswelt, in der unsere Schüler aufwachsen. Aber Bildung selbst kann nur in jedem Einzelnen entwickelt werden, um unseren Schülern ein erfülltes Leben zu ermöglichen, kulturelles Wissen über Generationen weiterzugeben und individuelle Lebenschancen zu eröffnen.“

Dass das Regiomontanus-Gymnasium im deutschlandweiten Vergleich nicht nur technisch, sondern auch gedanklich recht weit ist und sich der schönen neuen digitalen Welt mit Sinn und Verstand nähert, zeigte sich im vielfältigen Austausch des bundesweiten Netzwerks der Projektschulen, in dem auch der Englischlehrer Jörg Thelenberg vom RMG mitarbeitet, den beiden Damen aber netterweise beim Repräsentieren den Vortritt gelassen hat. „Gerade der Blick über die Ländergrenzen hinaus zeigte uns in den vergangenen zwei Jahren, wie hervorragend unsere schulische technische Ausstattung ist und dass wir Lehrer am RMG uns gern verpflichtet fühlen dürfen, Lernprozesse in einer digitalisierten Umgebung auszuprobieren, um die uns andere beneiden würden“, so Thelenberg. „Andernorts dagegen sahen wir nicht selten engagierte Versuche einzelner Lehrkräfte unter widrigsten IT-Bedingungen“, berichten Hiernickel und Schellmann.

Ein langer Atem ist gefragt, wenn digitales Lernen sich nicht in leeren Effekten erschöpfen soll, sondern eine nachhaltige Entwicklung angestrebt wird. Dass der Weg weder ein leichter war noch sein wird, räumen die beiden Vertreterinnen des RMG im Übrigen so freimütig wie fröhlich ein: „Mitunter fühlte sich das Arbeiten so an, als ob man mit der Machete durch den Dschungel läuft und der eben freigeschlagene Weg sofort wieder zuwuchert.“ Gerade diese fesselnde Mischung aus Kompetenz und Erdung war es, die in Berlin faszinierte und die Stellung des Regiomontanus-Gymnasiums als bedeutenden Punkt auf der bundesdeutschen Bildungslandkarte erneut bestätigte.

 

Alexander J. Wahl