GESCHICHTSWETTBEWERB DES BUNDESPRÄSIDENTEN
Landessieg für Jasmin Steinbrecher
Trotz Klausuren, W-Seminararbeit und Abiturvorbereitung hat sich Jasmin Steinbrecher (Q12) beim diesjährigen Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten zum Thema „Bewegte Gesellschaft - Sport und Bewegung“ auf Spurensuche begeben. Bei der Recherche sowohl in ihrer eigenen Familie als auch in wissenschaftlicher Literatur hat sie sich dem spannenden Thema „Ideologisierung im Sport der DDR“ Thema gewidmet. Entstanden ist am Ende eine Kurzgeschichte, die Jasmin für den Wettbewerb zusätzlich vertont hat. Wie es ihr dabei ging, schildert Jasmin im folgenden Kurzinterview.
Doch mit dem errungenen Landessieg, zu dem wir recht herzlich gratulieren, ist der Wettbewerb für Jasmin noch nicht vorbei. Es geht noch weiter auf Bundesebene. Hierfür drücken wir ihr die Daumen. Und wer jetzt meinen würde, dass sich die talentierte und vielseitig interessierte Schülerin nach ihrem Abitur den Geisteswissenschaften zuwendet, der irrt. Ihr angestrebtes Ziel: Luft- und Raumfahrttechnologie. Ein Ziel, das sie sich seit der 8. Klasse gesetzt hat und u. a. über ihr Frühstudium in der 10. Jahrgangsstufe in Mathematik weiterverfolgt hat.
Kurzinterview
Worum geht es in deinem Wettbewerbsbeitrag?
Für meinen Wettbewerbsbeitrag habe ich mich auf der Basis meiner Recherchen dazu entschlossen, eine Kurzgeschichte zu verfassen. In der Erzählung geht es um einen Jungen in Berlin, der auf dem Heimweg von der Schule ist. Da er vom Sportunterricht sehr müde ist, macht er eine kleine Pause in der Nähe vom „Haus des Lehrers“. An der Wand dieses Hauses ist ein Mosaikstreifen angebracht, dessen Einzelkunstwerke im typisch sozialistischen Kunststil der DDR gestaltet sind. Der Junge sieht sich den Soldaten auf einem dieser Mosaike genauer an und beginnt sich sein Leben vorzustellen.
Die Binnenhandlung handelt von den vier Freunden Maik, Hans, Peter und Eugen, die in die Armee aufgenommen wurden, um ihren Wehrdienst abzuleisten. Während Maik, Peter und Eugen sich den Erwartungen gemäß entwickeln, hat Hans Probleme sich in der Militärwelt zurechtzufinden. Seine Freunde wollen ihm helfen sportlicher zu werden, damit er nicht von älteren Soldaten schikaniert wird.
Um das Thema der Geschichte auf den Punkt zu bringen, geht es um die militärisch-sportlichen Ideale in der DDR und welche Auswirkungen sie auf das Individuum haben.
Warum hast du dich ausgerechnet für dieses Thema entschieden? Was hat dich motiviert, hier beim Wettbewerb mitzumachen?
Mir ist das Thema in den Sinn gekommen, als ich begann über die Sowjetunion zu recherchieren. Da man im Wettbewerb entweder ein Projekt zu seiner Heimat oder zur Familie bearbeiten kann, habe ich mich entschieden auf Familiengeschichtliches einzugehen.
Ich wusste, dass es sowohl in der DDR als auch in der UdSSR eine starke Ausrichtung auf die militärische Ausbildung der Bevölkerung gab. Deshalb wollte ich mich mit den Auswirkungen dieser gesellschaftlichen Erwartungen auf das Individuum beschäftigen.
Meine Motivation überhaupt an dem Wettbewerb teilzunehmen war reine Neugier an der Geschichte der Sowjetunion und der DDR. Ich glaube, dass sich heutzutage keiner mehr vorstellen kann, dass Deutschland tatsächlich aus zwei separaten Ländern bestand. Deshalb fand ich es äußerst spannend mich mit der Geschichte und der Gesellschaft aus dieser Zeit auseinanderzusetzen.
Wo gab es Schwierigkeiten?
Während der Arbeit habe ich die ganze Zeit hinterfragt, ob es überhaupt sinnvoll ist eine ganz subjektive und letzten Endes fiktive Geschichte zu schreiben. Es war eine völlig andere Weise sich mit der Geschichte oder im Allgemeinen mit den Informationen aus der Recherche auseinanderzusetzen. Anstatt sie - wie in der W-Seminar Arbeit - sehr wissenschaftlich und akribisch zu verwenden, war der Umgang mit Informationen beim Geschichtswettbewerb wesentlich freier. Daher war das Schreiben der Geschichte viel intuitiver, als ich es mir zu Beginn vorgestellt hatte.
Außerdem wollte ich unbedingt eine gewisse Distanz zur eigentlichen Militärgeschichte bringen, um sie befremdlich erscheinen zu lassen. Das war besonders am Anfang eine Schwierigkeit, da ich genau ausarbeiten musste, welche Elemente einzubauen sind, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Daher habe ich auch dem Jungen aus der Rahmenhandlung keinen Namen gegeben und zudem die Aussage „Geölte Maschine“ immer wieder wiederholt. Dies sollte zum einen verhindern, dass der Leser eine persönliche Bindung aufbaut, und zum anderen den Leser daran erinnern, dass die Geschichte lediglich ein Konstrukt ist genauso wie die Ideale der Gesellschaft.
Wie läuft der Wettbewerb eigentlich ab?
Bevor man sich auf der Seite des Geschichtswettbewerb anmeldet, kann man sich die Broschüre anschauen, die einen Einblick in das gestellte Thema gibt. Gefällt oder interessiert einen die diesjährige Themenfrage, begibt man sich auf die Suche nach einer passenden Fragestellung, die man in seinem Projekt beantworten oder erforschen möchte. Dafür hat mir Frau Weber als Mentorin immer zur Seite gestanden und somit auch bei der Themenfindung geholfen.
Nachdem man sich das Thema überlegt hat, kann man sich an die eigentliche Recherche setzen und die Fragestellung aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten. Diesen Prozess sowie die Gestaltung des Beitrags muss man in einem separaten Arbeitsbericht dokumentieren. Hat man alle nötigen Informationen beisammen, muss man sich um die kreative Gestaltung des Beitrags kümmern. Ich entschied mich dazu eine Geschichte zu schreiben und sie anschließend in Audioformat in eine PowerPoint-Präsentation einzufügen. Beim Wettbewerb kann man im Allgemeinen seinen Gedanken freien Lauf lassen und auch ein Theaterstück, Tagebuch oder sonstige kreative Formen verfassen. Letztlich ist das eine Frage der persönlichen Neigung. Da ich sehr gerne schreibe, habe ich mich für diese Form des Beitrags entschieden.
Abschließend muss man seine Beiträge auf der Website des Geschichtswettbewerbs hochladen und abschicken.
Was würdest du anderen in Bezug auf den Geschichtswettbewerb weitergeben?
Ich würde es auf jeden Fall jedem empfehlen, der sich mit geschichtlichen Ereignissen auseinandersetzen möchte, am Wettbewerb, der alle zwei Jahre stattfindet, teilzunehmen. Aber auch diejenigen, die Geschichte oder gesellschaftliche Themen nicht so ansprechend finden, können aus diesem Wettbewerb viele Erkenntnisse für das eigene Leben mitnehmen.
Ein ganz klarer Tipp für den Wettbewerb ist den Arbeitsbericht tatsächlich während der Recherche und dem Schreiben zu führen. Hätte ich das nicht getan, hätte das nur in mehr Arbeit resultiert. Ansonsten würde ich empfehlen offen für verschiedene Fragestellungen zu sein und abzuwarten, welche einen schließlich am meisten ansprichen.
OStRin Alexandra Weber