THEATER VON FRÜH BIS SPÄT 

2022 05 28 Unterricht Deutsch Theaterprojekt Header 

Ein Theaterworkshop am Morgen und ein Theaterbesuch am Abend standen am vergangenen Dienstag, den 26. April, für einen der Deutschkurse der Q11 auf dem Programm. Am ETA Hoffmann Theater Bamberg wird in dieser Spielzeit Hoffmanns Erzählung Der Sandmann inszeniert. Für viele Schülerinnen und Schüler der Oberstufe ist diese Schauererzählung der Dunklen Romantik Pflichtlektüre. Umso neugieriger waren sie darauf zu sehen, wie man aus einer Prosaerzählung eine abendfüllende moderne Theaterproduktion machen kann. 

Da der Besuch der Sandmann-Inszenierung für einige der Jugendlichen der erste Kontakt zum Theater darstellte, wurde das Angebot der Theaterpädagogin des ETA Hoffmann Theaters, Sophie Rintelmann, am Vormittag einen einführenden Theaterworkshop mit dem Deutschkurs durchzuführen, gerne angenommen. Nach einigen hilfreichen theoretischen Worten und einem Warm-up-Teil schlüpften die Schülerinnen und Schüler selbst in die Rollen der Protagonisten Nathanael, Clara und des Sandmanns und improvisierten Szenen aus dem Theaterstück. Da auch in der Theateraufführung am Abend viel improvisiert wurde, in der Inszenierung am Bamberger Theater insgesamt etwas andere „Spielregeln“ gelten und das Stück stark von der Vorlage aus der Romantik abweicht, half dies den Jugendlichen, die Inszenierung des Regisseurs Hannes Weiler besser zu verstehen. Zudem machte es den meisten auch sichtlich Spaß, die kurzen Improszenen vorzuspielen.

Nathanael am Zweifeln

Als die Vorstellung dann um zwanzig Uhr auf der Studiobühne in Bamberg begann, wussten die Schülerinnen und Schüler durch den Workshop schon so einiges.
Erstens: Die Handlung läuft nicht klassisch chronologisch ab, das heißt verschiedene Szenen bauen nicht immer logisch aufeinander auf und lassen sich nicht immer zeitlich genau einordnen. 
Zweitens: Das Geschlecht einer schauspielenden Person in der Inszenierung und das Geschlecht der Rolle stehen in keinem Zusammenhang. Das bedeutet: Die männlichen Schauspieler spielen auch Frauen und die Schauspielerin spielt auch Männer. 
Drittens: Die jeweiligen Personen (z. B. Nathanael) sind am Kostüm zu erkennen. Das ist wichtig zu wissen, denn die Schauspieler und Schauspielerinnen wechseln während des Stücks die Rollen, z.B. spielen alle mal Nathanael oder den Sandmann.

Hört sich kompliziert an. Ist es auch. Und genau deshalb war der Workshop am Vormittag hilfreich. Ohne die Einführung der Theaterpädagogin hätten die Jugendlichen das Theater sicher mit noch mehr Fragezeichen im Gesicht verlassen. Zwar blieben trotz allem einige Fragen offen, aber die Beschäftigung mit Literatur soll ja gerade zur Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit anregen und Spielraum für Interpretationen lassen. Und das hat Hannes Weiler mit seiner modernen Sandmann-Inszenierung auf jeden Fall geschafft. Insgesamt war der Besuch der Aufführung des Sandmann am ETA Hoffmann Theater für die meisten Schülerinnen und Schüler gewinnbringend und unterhaltsam und für einige war es sicher nicht ihr letzte Theaterabend!  

 

OStRin Sandra Kaps

(Bildquelle: Pressefotos ETA Hoffmann Theater, Martin Kaufhold)

Szene aus dem Sandmann