VERANTWORTUNG ÜBERNEHMEN UND WERTE LEBEN - LERNEN DURCH ENGAGEMENT IM MEHRGENERATIONENHAUS
Was macht eine funktionierende Gesellschaft aus? Was kann ich als Christ dazu beitragen? Diese Fragen stellen wir uns im Hinblick auf aktuelle gesellschaftliche und politische Entwicklungen unweigerlich. Diese und ähnliche Fragestellungen kamen auch im Rahmen des katholischen Religionsunterrichts der Oberstufe im Kurs 2k2 auf. Im Laufe des ersten Halbjahres 12/1 beschäftigten sich die Kursteilnehmer mit der Frage nach der eigenen Identität, der Rolle junger Menschen in der Gesellschaft sowie grundlegenden Hintergründen und Aspekten der Menschenwürde. Nach einer vertieften Auseinandersetzung mit dem christlichen Menschenbild und einer Abgrenzung von anderen gängigen, aber die Menschenwürde bisweilen einschränkenden Menschenbildern, wurde deutlich, wie ein christliches Fundament den Blick auf die Mitmenschen fördern und solidarisches und wertebasiertes Handeln anregen kann. Doch es blieb die Frage: Was können wir denn hier im Kleinen als Oberstufenschüler eigentlich tun? Und wie kann eine Umsetzung unserer christlichen Werte konkret aussehen?
Um dies ganz praktisch zu erproben und zu erfahren, kam das Projekt "Lernen durch Engagement" des Mehrgenerationenhauses Haßfurt sehr gelegen und bot sich perfekt als Abschluss des Themenbereiches an. Im Rahmen dieser Kooperation fanden sich die Schülerinnen und Schüler zu Kleingruppen zusammen, um für eine bestimmte Zielgruppe, die sich wöchentlich im Mehrgenerationenhaus trifft, eine Aktion zu planen und schließlich vor Ort durchzuführen. Zunächst erstellten die einzelnen Gruppen ein Konzept, das sich sowohl am realen Bedarf vor Ort als auch an den Interessen und Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler orientierte, und bereiteten die konkrete Durchführung im Hinblick auf benötigte Materialien und organisatorische Abläufe vor. Die Ideen hierbei waren sehr vielfältig und kreativ – es wurden digitale Tipps und Tricks für die Teilnehmer der Rentenschmiede und des Digitalcafés erarbeitet, ein speziell auf Kleinkinder und deren Mütter ausgerichtetes Gestalten mit Fingerfarben geplant und ein kulinarisch-kultureller Nachmittag mit fränkisch-bayerischem Flair für die Besucher des Sprachcafés organisiert; und das alles mit viel Engagement, Freude und einem gezielten Blick für die Bedürfnisse der jeweiligen Zielgruppe.
Eine funktionierende Gesellschaft ist sicher unter anderem geprägt von der Bereitschaft und Möglichkeit, auf andere zuzugehen, seine eigenen Talente einzubringen, voneinander zu lernen, sein Gegenüber als Menschen mit einer unantastbaren Würde wahrzunehmen und womöglich subjektiv empfundene Barrieren zu überwinden - und schließlich festzustellen, dass diese eigentlich gar nicht existieren. Genau diese Erfahrungen konnten sowohl die Schülerinnen und Schüler als auch die Besucherinnen und Besucher des Mehrgenerationenhauses machen. Es wurde Rücksicht genommen, offen und ohne Vorbehalte aufeinander eingegangen und der eigene Horizont erweitert. Die jungen Erwachsenen konnten ihre Interessen und Fähigkeiten weitergeben, sich ausprobieren und neue Erfahrungen sammeln. Genauso konnten die Besucherinnen und Besucher Neues lernen und den Hoffnung gebenden Eindruck gewinnen, dass, entgegen manch einseitiger Darstellung in den Medien, die junge Generation auch in den nächsten Jahren engagiert, motiviert und verantwortungsvoll unsere Zukunft und Gesellschaft gestalten kann. Davon zeugte auch das einstimmige Fazit der Teilnehmer der Rentenschmiede zum Engagement der Schülergruppe: "Die dürfen gerne nächste Woche wiederkommen." Und auch die Schülerinnen und Schüler berichteten in der gemeinsamen Reflexion von positiven Erfahrungen, wertschätzenden Begegnungen und dem guten Gefühl, wirklich etwas bewirken und anderen Menschen helfen oder eine Freude bereiten zu können. So fasste die Schülerin Jana Ott ihre Erfahrung im Sprachcafé wie folgt zusammen: „Ich konnte in Gesichter unterschiedlichster Hautfarben und Altersgruppen blicken und alle hatten sie eines gemeinsam: ein Lächeln auf den Lippen. Diese besondere Stimmung, die entsteht, wenn man die verschiedenen Personengruppen mischt, aber es schafft, eine Einheit zu bilden, ist mir im Gedächtnis geblieben und hat den Nachmittag für mich sehr besonders gemacht.“
Ein großer Dank geht an Frau Hannah Baunacher als Ansprechpartnerin des Mehrgenerationenhauses für die reibungslose und zuverlässige Zusammenarbeit und Unterstützung des Projekts. Und vielen Dank natürlich auch an die Schülerinnen und Schüler des Kurses 2k2 für euer Engagement und eure Bereitschaft, euch auf das Projekt einzulassen. Ihr habt gezeigt, dass ihr auch außerhalb der Schule Verantwortung übernehmen könnt, dabei grundlegende christliche und demokratische Werte vertretet und auch schon im Kleinen Verständnis und Solidarität innerhalb der Gesellschaft fördert, unabhängig von Alter, Herkunft oder Religion - und damit nicht zuletzt ein gutes Vorbild für jüngere Kinder und Jugendliche und auch so manche Erwachsene sein könnt.
Wir freuen uns über den Erfolg des Projekts und auf weitere gemeinsame Aktionen mit dem Mehrgenerationenhaus in der Zukunft.
StRin Viviane Dellert