120 BEGEISTERTE SCHÜLERINNEN UND SCHÜLER BEI DER SOMMERSCHULE
Für viele Schülerinnen und Schüler am Regiomontanus-Gymnasium Haßfurt begann die Schule schon eine Woche früher - aber auf freiwilliger Basis. 120 Fünft- bis Zehntklässler drückten schon in der vergangenen Woche die Schulbank, um Grundfertigkeiten wiederzuerlangen, die bei den außergwöhnlichen Unterrichtsformen im vergangenen Corona-Schuljahr verloren gegangen sind.
Das Projekt "Sommerschule", angeregt durch das Bayerische Kultusministerium, stieß im Regiomontanus-Gymnasium auf offene Ohren, berichtete Schulleiterin Maria Eirich. Eine Woche lang fanden täglich zwei Kurse in den Kernfächern Mathematik, Englisch, Französisch und Latein statt. Wer wollte, konnte auch mehrere Kurse belegen. Dabei kam es nicht auf die Menge der Schüler an, sondern auf die Intensität des Unterrichtes, so die Studiendirektorin. In kleinen Gruppen mit maximal zehn Kindern und Jugendlichen wurden für diejenigen, die den Anschluss verpasst hatten, der Unterrichtsstoff wiederholt.
Dabei wurde das Wissen sowohl von aktiven Lehrern als auch solchen gestaltet, die sich schon im Ruhestand befinden. So zum Beispiel war Herbert Selig sofort dabei, als er von der Sommerschule hörte. Eigentlich ging der Studienrat im Juli in Pension. 23 Jahre unterrichtete er zuvor am Haßfurter Gymnasium Englisch und Geschichte. Das Gefühl gebraucht zu werden und die sehr gute Arbeitsatmosphäre machten ihm die Entscheidung leicht. "Das ist eine Traumschule", beschrieb Selig die Größe seines Englisch-Kurses. Mit nur drei Schülern konnte er sich intensiv um jeden Einzelnen kümmern.
Auch Schüler und Ehemalige halfen ihren Kameraden. Jakob Weber, der jetzt in die 11. Klasse geht, und Michelle Laukart, die nach ihrem Abitur am Regiomontanus-Gymnasium nun ein Jura-Studium in Würzburg anfängt, machten zum Beispiel die 7. Jahrgangsstufe wieder fit in Latein. Die beiden waren schon immer gut in diesem Fach und übersetzen auch viel in ihrer Freizeit. "Mir macht es Spaß, die Grammatik herauszufinden", sagte Jakob, der später vielleicht einmal Latein-Lehrer werden will. Und wie ist es für die Siebtklässler? "Die intensive Betreuung bringt auf jeden Fall etwas", sagte ein Schüler, der es "voll cool" fand, von älteren Jugendlichen unterrichtet zu werden.
Nicht nur in den Klassenräumen im Schulzentrum, sondern auch im Außenbereich wurde Wissen vermittelt. Mit dem Konzept "Draußenschule" will die Universität Würzburg erforschen, wie sich der Lernfortschritt und die Konzentrationsfähigkeit sowohl draußen wie auch drinnen entwickeln. Die fünfte Jahrgangsstufe wurde dazu beispielsweise im Fach Mathematik aufgeteilt. Auf der Wiese vor dem Sportplatz waren die beiden Lehramtsstudentinnen Laura Hofmann und Magdalena Lettner aktiv. Sie wiederholten mit den Zwölfjährigen den Stoff aus der Geometrie ganz anschaulich. Kreativ bildeten die Mädchen und Jungen einen Kreis um einen Apfelbaum oder erforschten weitere Formen in der Natur. Mit der Verlagerung des Unterrichts nach draußen soll sich der Unterricht im Idealfall so verändern, dass man mit allen Sinnen lernt, wie zum Beispiel mit Bewegung und dem Fühlen von Naturmaterialien. Davon verspricht sich Lehrer Michael Schuster, der die Studentinnen betreut, ein nachhaltigeres Lernen, bessere Aufmerksamkeit sowie eine höhere Interaktion zwischen den Lernenden und höheres Wohlbefinden und Ausgeglichenheit jedes Einzelnen. Durch Tests und Fragebögen wird der Unterricht drinnen und draußen anschließend verglichen. "Wir werden im Schulalltag immer mehr nach draußen gehen", sagte Schulleiterin Maria Eirich. Dabei soll das Gelände rund ums Schulzentrum in den Unterricht zur Ergänzung mit eingebaut werden.
Christian Licha