DIESSEITS VON KLOPPO

Übungsleiterausbildung - ein besonderes Projekt-Seminar am RMG

Trainingsmethodik wie auch pädagogische und didaktische Komponenten stehen im Zentrum der Ausbildung.

Jürgen Klopp alias Kloppo kennt jeder und das gilt wahrscheinlich auch für den Herrn Prokop oder den Pep, den Jogi oder den Klinsi. Doch es soll hier weder um den Trainer des FC Liverpool noch um seine ebenso prominenten Kollegen gehen. Hier geht es um die anderen, die vielen, hier geht es um die, die nicht im Lichte der Medien stehen. Sie trotzen den grassierenden grippalen Infekten des Winters ebenso wie den verführerischen Versuchungen des Sommers. Infernalischer Kinderlärm perlt an ihnen ebenso ab wie der deprimierende Anblick einer halbleeren Halle. Die vielen unbezahlten Stunden, in denen sie über Trainingsplänen brüteten oder ihre Schützlinge zu Turnieren begleiteten, haben sie irgendwann zu zählen aufgehört. Sie sind einfach immer da. Sie sind die übersehenen doch wahren Heldinnen und Helden des Vereinssports abseits des Scheinwerferlichts. Sie sind Übungsleiter. Am Regiomontanus-Gymnasium werden sie ausgebildet.

„Ohne funktionierende Vereine und hochwertige Vereinsangebote würde ein wichtiger Baustein unserer Gesellschaft seinen Beitrag nicht mehr leisten können“, sagt René Frank, Leiter der Fachschaft Sport am Regiomontanus-Gymnasium in Haßfurt. „Doch ohne gut ausgebildete Übungsleiter, die in den einzelnen Vereinen Jugendarbeit leisten oder auch im Erwachsenenbereich tätig sind, wäre es unmöglich, die qualifizierte Vereinsarbeit im Landkreis aufrechtzuerhalten.“ Was Frank hier nüchtern für unsere Gegend konstatiert, rührt tiefer, reicht ins Herz der Gesellschaft.

Vielseitige Ausbildung für künftige Ausbilder

Die Bedeutung von Vereinsarbeit, die Möglichkeiten für Interaktion innerhalb einer Gesellschaft und können kaum überschätzt werden.

Grundsätzliche Überlegungen dieser Art führten zu einem ungewöhnlichen Modellversuch am RMG: in enger Zusammenarbeit mit der Bayerischen Sportjugend und mit Unterstützung des Landratsamts wird hier im Rahmen eines Projekt-Seminars 16 Schülern die Möglichkeit geboten, die begehrte Lizenz des „Übungsleiter C Breitensport“ zu erwerben. Die Ausbildung umfasst dabei alle gängigen Vereinssportarten vom Geräteturnen bis zum Tischtennis. Sportartspezifisches Fachwissen ist aber nur ein Element dieser so umfassenden wie vielfältigen Ausbildung –der Trainingsmethodik wie auch pädagogischen und didaktischen Komponenten wird ebenso große Bedeutung zugemessen.

Vor allem das Turnen gilt als wichige Basis für alle Sportarten.

Was motiviert junge Menschen, die sich ja bereits auf das schriftliche oder mündliche Abitur im Fach Sport vorbereiten, an einem solchen Projekt teilzunehmen? Heißt doch Übungsleitertätigkeit nicht selten, das eigene Training, den eigenen sportlichen Fortschritt hintan zu stellen. Für Tobias Röß, der bereits seit über zehn Jahren in einem Verein aktiv ist, war das keine Frage. „Ich möchte dem Verein etwas zurückgeben“, sagt der enthusiastische Sportler. „Ich war schon immer sportbegeistert und so lerne ich, wie ich diese Begeisterung weitergeben und auch noch junge Leute zum Sport bringen kann.“ Das Engagement für ihren Verein führen auch Julia Strobel und Valentin Hochrein als wesentliche Motivation an. „Mit dem Übungsleiterschein möchte ich den Verein unterstützen und auch Übungsleiterstunden am Beckenrand übernehmen“, plant Julia. Die „langfristige Perspektive“ im Jugendsportbereich“, verbunden mit der Fähigkeit, künftig „verschiedenste Aktivitäten in seinem Verein“ zu übernehmen, reizte Jonathan Lurz und für Felix Dotzel stellte der Trainerschein „schon immer ein Ziel“ dar. Eines wesentlichen Vorteils der Ausbildung am Regiomontanus-Gymnasium waren sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Übrigen sehr wohl bewusst: durch die Integration in den Lehrbetrieb kann man hier die Übungsleiterqualifikation nicht nur auf fachlich hohem Niveau, sondern auch überaus günstig und mit effizientem Zeiteinsatz erwerben.

Ein Projekt wie dieses wirkt weit über die Schulmauern hinaus – und genau das ist beabsichtigt. „Die Sozialisation der Jugendlichen, die positive Beeinflussung des Freizeitverhaltens, der Ausgleich zum Medienkonsum sowie der Aspekt der Integration“, resümiert Projektleiter und zugleich Hauptreferent René Frank, „sind nur einige wichtige Elemente einer ‚gesunden‘ Gesellschaft. Wenn wir dazu auch nur einen kleinen Beitrag leisten können, dann hat sich die Arbeit gelohnt.“

Alexander J. Wahl