Titelbild 2023 STO

SCHULZEIT – EIN RMG-PODCAST: MAX BAUER (#06)

 

 

"Die größte Herausforderung ist, eine Schule unaufgeregt, entspannt zu organisieren." (Max Bauer)

Was bleibt von der eigenen Schulzeit - und was prägt später das Schulleben aus Sicht des Schulleiters? In Folge 6 von Schulzeit - ein RMG-Podcast treffen persönliche Erinnerungen des ehemaligen Schülers und Schulleiters Max Bauer auf bildungspolitische Perspektiven. Es geht um prägende Erlebnisse, überraschende Wendungen, mutige Entscheidungen - und um die Frage, wie man als Schulleiter eine Schule gestaltet, die mehr bietet als nur Unterricht. Besonders dabei: Julia Rüth, ebenfalls ehemalige Schülerin und heute selbst Lehrkraft am Regiomontanus-Gymnasium, interviewt ihren Vater!

 

Bauer breit RZMax Bauer (Abiturjahrgang 1974)

Julia Rüth

 

1975 Finkernagel SL 1972 1992 FinkernagelMax Bauer erzählt ...

  • vom Druck in der Schule und dem Anspruch, sich durchbeißen zu müssen.
  • wie in der Kollegstufe die Schülerinnen und Schüler Grenzen ausloteten und von wohlgesonnenen Schulleitern.
  • von der Erfahrung, durch den Schüleraustausch mit Frankreich das erste Mal richtig rauszukommen und der Begegnung mit der französischen Küche.
  • von seiner Zeit bei der Schülerzeitung Monokel und dem Leitartikel Schafft die Schule ab!, der ihm im späteren Berufsleben wieder begegnete.
  • von der Kritik am starren Schulsystem und einem distanzierten Verhältnis zu "gottgleichen" Lehrkräften.
  • von lehrerzentriertem Unterricht und der heimlichen Lehrkraft Overhead-Projektor.
  • von der Liebe zu Freistunden und jüngeren Lehrkräften, die auffielen, weil sie anders waren.
  • von einer Entscheidung für den bequemen Weg und der Zufriedenheit.
  • von der Broschüre Abitur - was nun? als einzige Möglichkeit, sich über Berufswahl zu informieren.
  • wie eine zufällige Begegnung und das nicht vorhandene Latinum dazu führten, dass er später die Fächer Geografie und Wirtschaftswissenschaften unterrichtete.
  • wie es war, Schulleiter zu werden an der Schule, die seine Tochter besuchte.
  • von seinen ersten Herausforderungen als Schulleiter und der Aufgabe, einen Neubau zu planen.
  • vom Ziel, für jede Schülerin und jeden Schüler einen Schüleraustausch zu ermöglichen.
  • von der Zusammenarbeit mit Tanja Schönborn (einer ebenfalls zurückgekehrten Lehrkraft) und Kurt Sieber hinsichtlich des Frankreichaustausches.
  • von Einflüssen auf die Schule und der Aufgabe eines Schulleiters, für Verlässlichkeit und Ruhe im Haus zu sorgen.
  • von der Herausforderung einer auf 1500 anwachsenden Schülerschaft.
  • von der Einführung des Lehrerraumprinzips und wie es auch half, die Raumnot zu lösen.
  • wie die S-Crew half, die Digitalisierung voranzutreiben.
  • von Abiturjahrgängen mit 160 Schülerinnen und Schülern.
  • von der großen Aufgabe der Generalsanierung der Schule und den baulichen Besonderheiten des Verwaltungstrakts.

Ein Gespräch über persönliche Stationen zwischen Schülerzeitung und Schulleitung - und darüber, wie Schule einen ein Leben lang begleitet.

 

Ansichten eines künftigen Schulleiters: Das wichtigste Gebot (1972)

"Ruhe ist die erste Schülerpflicht ist das wichtigste Gebot, das sich ein Schüler merken sollte, denn damit fährt er am Besten. Wenn er dann noch fleißig ist, seine Hausaufgaben regelmäßig und mit Sorgfalt macht, sich anständig benimmt und auch sonst nicht negativ auffällt, hat er den ersten Schritt getan um seine Schulausbildung erfolgreich zu beenden. Genau auf diesen Schülertyp ist der Unterricht an den Schulen zugeschnitten.

Die Hauptaufgabe des Lehrers besteht darin, sein Wissen mitzuteilen, durch seine Autorität jegliches Aufmucken des Schülers zu unterdrücken, und ihn schließlich zu benoten, d.h. ihn danach zu beurteilen, ob er gut auswendig gelernt hat oder nicht.

Das spürt man besonders in den sogenannten Nebenfächern (auch Lernfächer genannt, was sie schon vom Namen her ausreichend charakterisiert).

Nehmen wir den Unterricht in Erdkunde und Geschichte. Sie werden im allgemeinen von den Schülern als notwendiges Übel betrachtet und mit dem "nötigen" Desinteresse bedacht. Warum? Die Schüler müssen sich hier mit zu vielen Details herumplagen, verlieren den Überblick und können zum Schluß ihr Wissen nicht mehr ordnen. Wie könnte man das verbessern? Man sollte die zu umfangreichen Bücher schwerpunktmäßig gliedern und die einzelnen Themen durch Arbeitsgruppen erarbeiten lassen, was bestimmt die Selbständigkeit jedes einzelnen beträchtlich steigern würde. Technische Hilfsmittel, Filme, Dias usw. können den Unterricht anschaulicher und ergiebiger machen.

Wie wird nun der Unterricht in einem Kernfach wie Deutsch praktiziert? Auch hier richtet sich der Unterricht viel zu sehr nach dem Lehrplan. In der Unterstufe läßt man übersteigert Gedichte auswendig lernen und später legt man zu großen Wert auf die Klassiker. Warum beschäftigt man sich selbst in der Oberstufe noch so häufig mit Schiller, Goethe usw.? Ein Bildungsziel der Schule, Kritikfähigkeit zu schulen, ließe sich bestimmt mit moderneren Unterrichtsthemen besser erreichen. Konkrete Beispiele: 1. Man könnte die vier Lektüren herkömmlicher Art auf zwei reduzieren und an Stelle der zwei anderen zwei Sachbücher setzen wie z.B.: Wallraff/Industriereportagen oder Haug-Mässen/Was wollen die Schüler? 2. Eine Untersuchung zweier Zeitungen - Boulevardblatt und eine überregionale Zeitung - wäre wünschenswert, würde sie doch die Kritikfähigkeit des einzelnen fördern und vielleicht den einen oder anderen aus seiner Lethargie wecken. Es muß schon ein sehr,, sehr aktuelles Thema sein, wie "Umweltverschmutzung" oder "Kriegsdienstverweigerung", um den üblichen Ablauf zu stören. Ansonsten verweist der Lehrer immer auf den Lehrplan. Von Mitbestimmung keine Rede. Daß der Unterrichtsstil alter Art nicht gerade demokratisches Bewußtsein fördert, liegt klar auf der Hand. Vielmehr sind Unmündigkeit und Kritiklosigkeit viel eher die Folge. Es muß also etwas getan werden, um aus dieser Sackgasse herauszufinden. Die Weichen müssen in den ersten Klassen gestellt werden. Aber vor allem in den ersten Klassen werden hauptsächlich die braven und lerneifrigen Schüler von den Lehrern bevorzugt. In diesen Altersstufen fügen sich noch die meisten der Autorität und wagen dann im eigentlichen Unterricht nicht den Mund aufzumachen. Hat sich diese Passivität erst einmal eingebürgert, wird es in höheren Klassen schwierig sein, das Interesse für aktuelle Probleme zu wecken. Selbst das freie Reden, z.B. das Vortragen eines Referats, wird durch Minderwertigkeitskomplexe, Nervosität und mangelndes Selbstvertrauen zum Alptraum vieler Schüler. Daher müssen Selbständigkeit und kritische Teilnahme in den Vordergrund gestellt werden. Blindes Auswendiglernen sollte auf das Notwendigste beschränkt werden, mündliche Mitarbeit gefördert werden. Bildung von Arbeitsgruppen, größere Flexibilität des Unterrichts, öfter Diskussionen würden dazu beitragen die Schüler aus ihrer Passivität zu holen, denn am Ende der Schulausbildung soll der junge Mensch nicht nur gute Noten erreicht haben, sondern er soll z.B. auch Rechte und Pflichten abwägen können, soll den speziellen Anforderungen unserer Zeit - lebenslangem Lernen, berufliche Mobilität, der Ausbreitung der Teamarbeit, dem ungeheuren Zuwachs an Möglichkeiten der Manipulation - entsprechen und begegnen können. (Max Bauer Manfred Schenk)"

Quelle: Max Bauer, Manfred Schenk: Das wichtigste Gebot, in: Monokel 10, Juni 1972, Haßfurt: 1972, S. 59f.

 

Generalsanierung des Schulgebäudes am Tricastiner Platz ab 2008:

2013 Naturwissenschaft Neu 03

 

2017 Luftaufnahme während der Sanierung A

 

2018 Verwaltung
 

Impressum:

Redaktion: Julia Rüth, Heike Flemming, Anna Poepperl

Produktion: Heike Flemming, Anna Poepperl

Fotos und Design: Sambor Stogowski

 

Veröffentlichung: 26.07.2025