SCHULZEIT – EIN RMG-PODCAST: KURT SIEBER, IRMTRAUT NEUBERT, UTA VOLL (#04)
"Der Zusammenhalt war selbstverständlich." (Uta Voll)
Was macht eine Schule zu mehr als nur einem Lernort? In Folge 4 von Schulzeit - ein RMG-Podcast sprechen Julia Meyer (Q12) und Maximilian Gumpert (Q12) mit Kurt Sieber, Irmtraut Neubert und Uta Voll über ihre Schulzeit. Dabei blicken die drei Ehemaligen sowohl aus Schüler- als auch aus Lehrerperspektive darauf zurück.


Julia Meyer (Q12) und Maximilian Gumpert (Q12)
Kurt Sieber, Irmtraut Neubert und Uta Voll erzählen ...
- wie Schule Heimat und Raum für Gemeinschaft und Zusammenhalt sein kann.
- vom sog. Herrenhofgeist, der auf den ersten Schulleiter Wilhelm Markert zurückgeht und zur Identifikation mit der Schule beitrug.
- von Herausforderungen des Schulbetriebs in der Nachkriegszeit.
- wie der Musiklehrer Siegfried Hasler die Liebe zur Musik weckte.
- vom Geschlechterverhältnis in der Schülerschaft und wie mit Mädchen und Jungen umgegangen wurde.
- wer Regiomontanus war, wie er zum Namensgeber unserer Schule wurde und was heute an der Schule an ihn erinnert.
- wie der Schüleraustausch mit Frankreich entstanden ist.
- dass sie alle drei den Lehrerberuf gewählt haben und zwei von ihnen sogar an unsere Schule zurückkamen.
- wie sich die Schülerschaft im Lauf der Zeit verändert hat.
- welche Aufgaben der Herrenhofbund, der Förderverein unserer Schule, hat.
- dass die Erfahrungen während der Jugend ihren weiteren Lebensweg prägten.
- dass sie eng mit unserer Schule und der Stadt Haßfurt verwurzelt sind.
- von Werten, die für unsere Gesellschaft wichtiger denn je sind.
Ein Gespräch über Werte, Verbundenheit und die Kraft von Schule, ein Leben lang zu wirken.
Spuren des Namensgebers Regiomontanus:
Über den Frankreichaustausch 1973:
"Unseren Müttern, Vätern, Brüdern, Schwestern hatten wir eben noch versprochen, daß wir bald, ausführlich und oft schreiben würden, da geht die Fahrt los: am 24. April, mit 13 Mädchen, 9 Jungmannen und 50 Gepäckstücken - wohlbehütet von Herrn und Frau Greschner.
Eine Tagesreise und eine schlaflose Nacht trennten uns von unserem Ziel Pierrelatte im Rhonetal zwischen Avignon und Montélimar. Die Zahl der Butterstullen und Colaflaschen schrumpfte zusehends, hingegen wächst in vielen das beklemmende Gefühl, für drei Wochen von Mutters Kochtopf verbannt zu sein in eine unbekannte Familie, die auch noch Französisch spricht. Wie soll ich da zurechtkommen?! Doch die Herzlichkeit, mit der wir empfangen werden, verwischt die bangen Gedanken und stärkt unser Selbstvertrauen. Dennoch entdeckt so mancher, wie gut sich's in Frankreich Englisch spricht; und wenn das nicht mehr half, ging's »mit Händen und Füßen« weiter.
Satt zu werden - keine gelinde Sorge - gelang uns eigentlich immer, dazu auf Französisch, also nach berühmter Küche, da die Pflegemütter uns mit Köstlichkeiten aller Art überraschten und - stopften. Die Vorstellung, daß Deutsche unheimlichen Hunger haben, scheint mir ein Teil jenes Deutschlandbildes zu sein, das ich schlechtweg als Vorurteil bezeichnen möchte. Bald trugen wir manch unnützes Pfund tagaus tagein zur Schule. Ein Gutes hatte dieses kleine Fettpolster: es machte unempfindlich gegen unangenehme Überraschungen, z. B. den Sprachkurs, der selbst unseren Abiturienten Respekt eingeflößt hätte, oder gegen den Knoblauchduft, den der Mistral von der Schulkantine herüberwehte. An solchen Tagen standen die Zeichen auf Sturm, und um 12 Uhr eilten die einen ins »Siècle«, andere zur eben entdeckten »Pizzeria«, wo der Rotwein so gut und herrlich billig war. Solchermaßen gestärkt, hatten wir genügend moralische Kraft, um den, für uns ungewohnten, Schulnachmittag durchzustehen. Herr Martini versagte uns seine Anerkennung nicht, als er an unseren Schulleiter schrieb: »Sie können stolz sein auf Ihre Schüler. Sie halten durch, sind trinkfest und sehr moralisch.«
Nicht nur lukullisch wurden wir gestopft, auch Bildung wurde uns reichlich aufgepfropft: in Marseille Großstadtluft atmend, in Aix-en-Provence die Atmosphäre in den Studentencafés genießend. Während eines Aufenthaltes in Aigues Mortes erstanden unsere »Männer« einige »chapeaux de gardians«, Hüte, wie sie die berittenen Wächter von Pferden und Stieren in der Camargue tragen. Ein wenig weiter in der Camargue ritt man dann auf Ponies - und einer fiel herab! In Arles bewunderten wir die Arena und in Les Baux träumten wir von dem Sonnenuntergang unseres Sprachkurstextes, während der Mistral uns den Aufstieg zu den Ruinen der mittelalterlichen Stadt zum Abenteuer machte.
Alle die großen und kleinen Erlebnisse haben unsere unermüdlichen Meisterfotograten und Filmer festgehalten, vom Abschied am Abend des 15. Mai aber gibt es kein Dokument. Da flossen die Tränen und nicht nur einer dachte: »Der Aufenthalt hätte noch ein Weilchen dauern können.« (K. Greschner)"
Quelle: Greschner, K.: Haßfurter Gymnasiasten in Frankreich, in: Jahresbericht 1972/73 Gymnasium Haßfurt, Haßfurt 1973, S. 49f.
Impressum:
Redaktion: Julia Meyer, Maximilian Gumpert, Heike Flemming, Anna Poepperl
Produktion: Heike Flemming, Anna Poepperl
Fotos und Design: Sambor Stogowski
Veröffentlichung: 22.07.2025