Tatsächlich setzte ich meinen Plan in die Tat um und brach mit 25 nach Italien auf.
Warst du schon einmal in Italien?
Wenn ja, warst du für diese Reise bestimmt nicht lange mit dem Auto oder Flugzeug unterwegs. Ich hingegen musste damals noch lange Fahrten mit Pferdekutschen auf mich nehmen und war über Tage und Wochen hinweg unterwegs.
Die vergangenen sechs Jahre verbrachte ich in Italien und vervollständigte währenddessen die lateinische Übersetzung des „Almagest“, der großen Himmelskunde des Ptolemäus. Zudem studierte ich Griechisch, verbesserte meine Latein-Kenntnisse, suchte Originalquellen der griechisch-römischen Antike und entdeckte die unbekannten sechs Bücher eines spätantiken Mathematikers über die Arithmetik.
Abgesehen von Rom besuchte ich auch Ferrara und Padua und hielt dort eine Vorlesung über die Astronomie, eine der ersten wissenschaftsgeschichtlichen Vorlesungen überhaupt. Nebenbei schrieb ich in dieser Zeit „De triangulis omnimodis libri quinque“ („Die fünf Bücher über alle Arten von Dreiecken“), ein Werk, das später gedruckt und für viele Berechnungen in der Geometrie und Astronomie verwendet wurde.
Um beruflich voranzukommen, reiste ich nach einer erfolgreichen Zeit in Italien mit 31 Jahren weiter nach Ungarn. Dort war ich zunächst an der Universität Pressburg tätig und entwarf mit einem polnischen Astronomen das Gründungshoroskop der neuen Universität. Auf geistlichen und königlichen Wunsch hin berechnete ich außerdem die Sinus- und Tangententafeln, sowie die so genannten „Tabulae directionum“. Das sind Zahlenreihen, die der Astrologie dienen.
Doch auch in Ungarn blieb ich nicht für immer. Mein Wunsch nach intensiveren wissenschaftlichen Kontakten führte mich zurück nach Deutschland, genauer gesagt nach Nürnberg.